Früh wach, schon um 7 Uhr ein ständiges Kommen und Gehen – es ist Markttag. Gegen 8.30 Uhr stehe ich auf, die Sonne scheint. Heute kaufe ich Brötchen beim Eismichel, Jonas‘ Geheimtipp.
Wir laufen zum Savignyplatz und fahren mit S- und U-Bahn zum Nordbahnhof, in dem eine Ausstellung zu den zu DDR-Zeiten verschlossenen Bahnhöfen gezeigt wird.
Zusammen mit erstaunlich vielen anderen Touristen und Besuchern schauen wir uns die Mauergedenkstätte an der Bernauer Str. an. Wenn man das Berlin zu Zeiten der DDR nicht erlebt hat, kann man sich den Mauerwahnsinn trotz aller multimedialen Hilfen nicht wirklich vorstellen: nicht nachvollziehbar sind die gedrückte Stimmung, das Misstrauen oder die Beklommenheit damals.
Wir laufen am Friedhof und Zions-Kirche (leider geschlossen) vorbei zum Senefelderplatz, die Schönhausener Allee hinauf bis zur Kulturbrauerei, durch die Husemann-, Kollwitz- und Knaackstr. geht es weiter zur Prenzlauer Allee.
Prenzlauer Berg bedient in der Tat einige Klischees: Alternatives, Esoterisches, Mutter-Erde-Buchläden, Gaya und Ayurveda, Heilpraktiker mit und ohne Diplom, dafür aber fernöstlich, Thaimassage, Kangalfisch-Fußbottiche, in denen man sich die Hornhaut oder den Fußpilz wegknabbern lassen kann oder Edelsteinläden, in dem man sicherlich den persönlichen Heils- und Kraftbringer findet.
Mit der Straßenbahn fahren wir zum Alexanderplatz, stehen etwas verloren auf der riesigen hässlichen Ostseite und finden nichts, wo man sich mal reinsetzen kann. Wir laufen ein Stück die ehemalige Vorzeige-Karl-Marx-Allee entlang (ich glaube, der kommunistische Zuckerbäckerstil steht mittlerweile komplett unter Denkmalschutz) – grotesk.
Neben dem Internationalen Kino und gegenüber dem Moskau-Cafe (die DDR-Topadressen) entdecken wir den Vietnamesen Curcuma. Für 6.90 € gibt es ein Tagesmenü, drinnen ist es warm, nette Bedienung.
Wir laufen weiter bis zum Strausberger Platz, biegen ab und betreten am Platz der Vereinten Nationen den Volkspark Friedrichshain. Wenn sich die Sonne versteckt ist es kühl, ein frischer Wind weht und der Hain zeigt sich von seiner sehr herbstlichen Seite. Fast alle Blätter sind mittlerweile gefallen, es ist glitschig und feucht.
An der Greifswalder Str. steigen wir wieder in die Tram und nehmen am Alexanderplatz die Buslinie 100, die uns quer durch Mitte bis zum Zoologischen Garten bringt. Mit der U-Bahn zurück, Kaffee und Kuchen und ein wenig die müden Beine hochlegen.
Nachdem ich für morgen eingekauft habe, gehen wir gegen 19 Uhr zu Jonas. Während Ina an ihrem Tiramisu arbeitet, hat Jonas bereits die Soße zu den noch zu knetenden Gnocchi fertig. In Gemeinschaftsarbeit pressen, kneten und formen wir aus ganz vielen Kartoffeln, Mehl und Gries Gnocchi, die anschließend noch mit Salbei-Butterflöckchen im Backofen warm stehen, während wir ein paar türkische Vorspeisen essen. Es allerdings so viele Gnocchi, dass wir beschließen, morgen daran weiter zu essen und die andalusischen Lammspieße übermorgen zu machen.
Gegen 22.30 Uhr sind wir wieder zu Hause, ein wenig groggy.