„Sainte-Marie de Serrabona“ (serra bona: der gute Berg) liegt am Rande von Aspre und Conflent in der Gemeinde Serrabone, Boule-d’Amont, Pyrénées-Orientales im Languedoc-Roussillon.
Geschichte
Die Kirche inmitten ehemaliger Kulturterrassen liegt in 600m Höhe auf einem Felssporn. Sie wurde im 10. oder 11. Jh. gegründet und 1069 erstmals in Archiven erwähnt. 1082 beschließen die Lehnsherren von Corsavy und der Graf von Cerdagne-Conflent, ein dauerhaftes Stiftskolleg einzurichten, das nach den Regeln des heiligen Augustinus leben soll.
Der Bischof von Elne möchte die religiösen Funktionen dem Einfluss der weltlichen Autorität entziehen und den Prior selbst bestimmen, doch die wohlhabenden Gründer verweigern. Ein Kompromiss legt schließlich fest, dass die Chorherren ihren Vorsitzenden wählen können.
Die Augustiner konzentrieren sich nicht nur auf ihre Ordensgemeinschaft, sondern kümmern sich auch um die Pfarrgemeinde. In der ersten Hälfte des 12. Jh.s bauen sie neben der Kirche ihre eigenen Gebäude, den Kreuzgang, den Kapitelsaal, das Refektorium, den Schlafsaal u. a. und statten das Priorat mit einem überwältigendem Skulpturwerk aus.
70 Jahre vergehen, bevor sich die ländliche Kirche in ein Priorat verwandelt. 1151 wird im Beisein der Bischöfe und Äbte die das neue Gebäud eingeweiht. An diese feierliche Handlung erinnern eingravierte Kreuze in den Wänden des Kirchenschiffes und der Apsis.
Die große wirtschaftliche und demografische Krise des 14. Jh.s leitet den Niedergang des Priorats ein.
Die Einnahmen gehen zurück, die Ordensdisziplin lässt nach. 1448 wird sogar ein Prior wegen „schauderhaften Frevels“ in Arrest genommen. 1592 sind alle spanischen Augustinerpriorate abgeschafft. Ein Jahr später geht die Predigt- und Seelsorgemission der Chorherren auf Grund einer Papstbulle zu Ende, Titel und Mittel des Priorats werden bis 1896 dem Bistum in Solsona in Katalonien unterstellt.
Die Kirche Sainte-Marie bleibt zwei Jahrhunderte lang die Pfarrkirche des kleinen Dorfes Serrabona. 1819 stürzt ein Teil des Kirchenschiffes ein. 1822 ist das arme Dorf Serrabona entvölkert und die Kirche verfällt.
Prosper Mérimée besucht die Ruinen im Jahre 1834. Als eines der ersten Bauwerke wird die Kirche unter Denkmalschutz gestellt.
Ab 1836 finden erste Sicherungsarbeiten statt, es folgen zahlreiche Restaurierungsarbeiten, bis die Rettung des Gebäudes endlich sichergestellt ist. Die Familie Jonquères d’Oriola verschenkte 1968 das Priorat Serrabona an das Departement Pyrénées Orientales; seitdem ist es der Öffentlichkeit zugänglich.
Architektur
Die erste Kirche Serrabona bestand aus einem einzigen Schiff mit Spitzbogengewölbe. Die Gemeinschaft der Chorherren erweitert den Bau im 12.Jh.. Die ursprüngliche Chorhaube wird durch ein Querschiff und drei Apsiden ersetzt. Eine außen vorgebaute Hauptapsis ist beidseitig von zwei in die Mauer eingeschlossenen Chorkapellen umgeben.
Im Norden werden ein zweites Schiff und ein Glockenturm, im Süden ein Kreuzgang und ein weiteres Gebäude mit drei übereinander liegenden Sälen angebaut.
Zwei Materialien kommen zum Einsatz: Die dicken Mauern bestehen aus Schiefer der Region. Große Blöcke sind kunstvoll und passgenau zusammengesetzt.
Die Skulpturen von Kreuzgang, Portal, Fenstern der Apsis und Empore bestehen gänzlich aus rosa Marmor des Conflents, der einen schönen Kontrast zum Grün-grau des Schiefers bildet.
Grundriss
- Querschnitt und Apsis (diese waren den klösterlichen Zeremonien vorbehalten) und
- Westteil und Seitengebäude (diese waren für die Verkündung der christlichen Lehre durch die Mönche bestimmt).
Drei von einem Gesims überragte Arkaden bilden die Fassade. Ihr Flachrelief steht im Gegensatz zu den runderhabenen Kapitellen. An den äußeren Enden zwei Engel mit offenen Händen, die ihre Körper mit den Flügeln bedecken.
Der Löwe, Zeichen des Markus, befindet sich neben dem Adler des Johannes, gegenüber der Stier, Zeichen des Lukas, in Nachbarschaft mit dem beflügelten Menschen des Matthäus. Diese vier Darstellungen umgeben das Bildnis Christi, welches ihn als Lamm in einer Mandorla zeigt.
Diese Botschaft ist umgeben von einem abwechslungsreichen Pflanzendekor mit Palmetten, vierblättrigen Rosen und Laubwerkornamenten und bedeckt die gesamte Fläche.
Mit Ausnahme eines Kapitells, auf welchem die Szene des heiligen Michael im Kampf mit dem Drachen dargestellt ist, ist die Bildhauerkunst in Serrabona nicht erzählend, sondern symbolisch.
Die Winkel der Kapitelle werden von Löwen, Adlern, Affen und anderen Fabelwesen, die dieses wundersame Bestiarium ergänzen, beherrscht.
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