1443 ließ Nicolas Rolin, Kanzler des Herzogs von Burgund, das Hospiz Hotel-Dieu in Beaune erbauen, das sich seit dem Mittelalter noch in perfektem Zustand befindet.
Nach dem Hundertjährigen Krieg herrschten in Beaune Armut und Hunger, über 70% der Bewohner waren betroffen. Weshalb auch immer, der Kanzler und seine Frau Guigone de Salins beschlossen die Gründung eines Armenspitals…
Als Einnahmequelle diente zunächst die Saline der Frau, nach und nach wurden Weinfelder in bester Lage aus Spendengeldern gekauft oder kamen als Schenkungen dazu, auf die sich bis heute der Ruhm und Reichtum des Hospitals gründet.
Bereits 1452 konnten die ersten Kranken aufgenommen werden. Die Betreuung der Kranken übernahmen niederländische Nonnen, deren Beginen-Tracht sich noch heute in der Bekleidung der Schwestern des Hôtel-Dieu wiederfindet. Bis 1971 wurden im Hospiz ununterbrochen Kranke versorgt.
Um den Ehrenhof sind die Flügel des Hôtel-Dieu angeordnet. Die Dächer sind mit glasierten Ziegeln gedeckt und werden durch zwei Reihen gegeneinander versetzter Fachwerkgauben unterbrochen. Mit den großen gotischen Fassaden gilt das Bauwerk als Meisterwerk der mittelalterlichen burgundischen Architektur.
Von den reich gestalteten Flügeln unterscheidet sich der vergleichsweise nüchtern und abweisend erscheinende Eingangsflügel ganz bewusst. Im Innern des Eingangsgebäudes befindet sich der an ein Kirchenschiff erinnernde große Armensaal. Hinter jedem der 24 Betten befand sich eine Truhe für die Kleidung der Kranken. Die Decke ist ein von Eichenholz getragenes spitzbogiges Gewölbe. Der das Hôtel-Dieu zu einer vierflügeligen Anlage ergänzende Westflügel entstand erst 1659.
Die Kapelle bildet einen Teil des Armensaals und zeigt eine gelungene Symbiose zwischen religiöser und medizinischer Funktion: Die Kranken konnten am Gottesdienst teilnehmen, ohne sich fortbewegen zu müssen.
Die Küche wurde mittlerweile wieder in den Ursprungszustand zurückgebaut mit einem großen gotischen Kamin mit doppelter Feuerstelle als wichtigstem Teil.
In der Apotheke steht u.a. ein Regal mit einer Sammlung von 130 Fayencetöpfen aus dem Jahr 1782.
In weiteren Räumen werden alte Wandteppiche, Wandmalereien, eine Dauerausstellung über die Geschichte des Hotel-Dieu gezeigt. In einem Nebensaal in der Nähe des Ausgangs befindet sich das ursprünglich in der Kapelle aufgestellte aus dem 15. Jahrhundert stammende Polypthychon, einem Flügelaltar mit 8 Tafeln.