Heiter, bis 27°
Wir sind früh auf, packen unsere Sachen, räumen auf, frühstücken ein letztes Mal auf der Terrasse und verabschieden uns von Lucia.
Mit dem 10 Uhr-Bus fahren wir nach Sorrent, um 11.40 Uhr geht es mit der Circumvesuviana weiter nach Neapel. Der Zug wird von Station zu Station voller, in den Tunneln rast er eindeutig zu schnell: Bei geöffneten Fenster hört und fühlt es sich noch bedrohlicher an und Zug ist eh das falsche Wort, es ist eher ein uralter Schmalspurwaggon mit Motor.
In Neapel schiebt und drängt sich eine riesige Menschenmenge über die Bahnsteige und Treppen. Die Metrolinie 2 finden wir sofort, fahren um 13.40 Uhr los, steigen an der nächsten Station wieder aus und nach 400 m durch einen Tunnel in die Metro 1 ein. Teatro – aussteigen! Natürlich stehen heute alle Rolltreppen, ich darf den schweren Koffer und mein Handgepäck die Treppen raufschleppen.
Auf der Piazza Dante müssen wir uns kurz orientieren bzw. ich mich ausruhen, bin nass geschwitzt.
Bis zum „Hotel“ sind es ca. 800 m, über die wir unsere Koffer rollen müssen: Alte Pflastersteine und Unmengen Schüler, die uns entgegen kommen und nicht daran denken, auch nur einen Millimeter zur Seite zu gehen. Ich kann auch stur geradeaus gehen und Italiener sind eher klein…
Ich übersehe den Eingang zur Hotelsuite Santa Chiara, die sich im 2. Stock eines alten Hauses befindet (natürlich ohne Lift). Anmeldung problemlos und sehr nett. Zimmer 45 liegt direkt an der Gasse, hat 2 Fenster und einen kleinen Balkon mit Blick auf Santa Chiara: Erster Eindruck OK. Wir essen unsere Brote, machen uns ein wenig frisch und starten unsere erste Neapelrunde.
Santa Chiara. Wunderschöner Kreuzgang mit (wohl einmalig auf der Welt) bunten Kacheln, die verschiedene Alltagssituationen darstellen. Dazu gibt es ein kleines Museum, das die Geschichte und Entwicklung des Klosters dokumentiert. In die Kirche können wir nicht: wegen Gottesdienst bis 16.30 Uhr geschlossen.
Wir laufen etwas planlos zur Piazza Gesu Nuovo (warum ist das ein Highlight? Die Fassade ist unansehnlich grau, die Kirchentür ebenfalls geschlossen), dann über den Decumanus bis zur Via Duomo, hinauf zum Dom und kreuz und quer durch die vielen dunklen und engen Gassen der Altstadt wieder zurück.
Schöne Palazzi und weite Piazze, aber überall Dreck und Verfall, kein Grün oder Schmuck. Trotz allem eine ungeheure Intensität, sehr viele junge Menschen, die Gassen sind voller Leben.
Wir trinken unterwegs Espresso und Bier, zu dem es Tramezzini gibt.
Im Hotel ziehen wir uns um und starten gegen 17.30 Uhr unsere nächste Runde Richtung Uni, Hafen und Meer. Der Hafen ist viel größer als gedacht und bevor wir am Yachthafen ankommen ist es dunkel. Unglaublich viel Verkehr, Gehupe, Lärm, Baustellen, die wahrscheinlich schon Jahrzehnte hier still stehen und Müll an jeder Ecke. Hinterm Yachthafen kann man durch eine Zaun klettern und auf der Mole auf den Vesuv und abfahrende Schiffe schauen.
Nach Gefühl laufen wir Richtung Altstadt, landen schließlich auf der Via Toledo (die Einkaufsstraße in Neapel mit tatsächlich sehr vielen einkaufenden Menschen) und mit Nachfragen wieder auf der Piazzo Gesu Nuovo. Wir haben Hunger und bestellen in einer Trattoria Salat und Pizza, Weißwein und Wasser und später noch ein Eis irgendwo am Decumanus.
Auffallend ist, dass das Bier nicht in den Bars gekauft wird, sondern in der Bude an der Ecke. Überall stehen die meist jungen Menschen herum mit Bierflaschen in der Hand, die dann einfach auf dem Boden entsorgt werden, wo sie liegen bleiben, bis irgendwer irgendwann sich darum kümmert. Sehr viel Polizeipräsenz in der Stadt – quasi an jeder Ecke Polizei oder Militär, die auch häufig Streife gehen oder fahren.
Im Hotel chatte ich noch ein wenig mit Jonas, der auf der Dachterrasse in irgendeinem Hotel in Marokko sitzt. Gaby schläft derweil ein. Wir haben die Fenster auf, weil es im Zimmer sehr warm ist. Um Mitternacht kommt ein kleines Müllfahrzeug die Gasse unter unserem Fenster rauf und leert einen Container, begleitet von Gehupe und Getöse. Im Hintergrund das lebendige Neapel: Lachen, Rufen, Schreien, Hupen – irgendjemand schaufelt Bauschutt (?) in einen Container. Um 2 Uhr schlafe ich immer noch nicht, dämmere irgendwann aber doch ein…