Die ehemalige Zisterzienserabtei Eberbach im Rheingau ging im Jahr 1946 in den Besitz des Landes Hessen über, 1986 begann man mit der Generalsanierung der historischen Bausubstanz, 1998 wurde die Klosteranlage in das Eigentum der gemeinnützigen Stiftung Kloster Eberbach überführt.
Die Klosteranlage ist als typisches und in allen Baukörpern weitgehend intaktes Beispiel einer idealtypischen Zisterzienserarchitektur einzigartig in Deutschland und eines der wichtigsten Monumente der Zisterzienserbaukunst in Europa. Neben der Klausur sind auch das Hospital, die Konversen- und Wirtschaftsgebäude und die Klostermauer erhalten.
Die romanischen, gotischen und teilweise barocken Elemente haben eine hohe Ausdruckskraft und können bei einer unbedingt zu empfehlenden Besichtigung (5,50 €) bestaunt werden.
Von der Klosterkasse aus gelangt man zunächst in den Kreuzgang (erbaut Mitte 13. – Ende 14. Jh), der den ursprünglich romanischen ersetzte. Im Bild unten blickt man auf den 1480 aufgestockten Bibliotheksanbau mit dem Bibliotheksturm. Das Brunnenhaus ist nur noch im Fundament erhalten. Süd- und Ostflügel wurden nach der Säkularisierung abgebrochen. Schöne gotische Figurenkonsolen sind hier noch erhalten.
Vom vor 1186 erbauten Kapitelsaal ist nur noch die romanische Befensterung in der Aussenwand erhalten. Das Innere wurde 1350 durch ein gotisches Sterngewölbe umgestaltet. Es ruht auf einem einzigen Mittelpfeiler, der um 1500 seine Rankenmalerei erhielt.
Der Rundgang führt über eine Treppe ins Obergeschoss in das Dormitorium, den Schlafsaal der Mönche, der zwischen 1250 und 1350 entstand. 1930/31 wurde der mehrfach umgebaute Schlafsaal wieder in seinen frühgotischen Ursprungszustand mit seinen Spitzbogenfenstern zurück gebaut. Imposant, dieser 72 m lange, zweischiffige kreuzrippengewölbte Saal!
Im Obergeschoss befindet sich heute das Abteimuseum, in das man vom Dormitorium aus gelangt. Hier wird u.a. die Abteigeschichte und die des Zisterzienserordens dokumentiert.
Über die Nachttreppe gelangt man vom Schlafsaal in das nördliche Querhaus der Kirche, einer dreischiffigen romanischen Pfeilerbasilika, 11-jochig mit Kreuzgratgewölbe.
Die Basilika wurde in den Perioden um 1145 – 1160 und 1170 – 1186 erbaut. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden an der Südseite die gotischen Kapellen mit prächtigen Maßwerkfenstern angebaut.
Die barocke Ausstattung ging bei der Aufhebung des Klosters verloren (nicht schade drum) und so kann die Basilika heute wieder in ihrer zisterziensischen Strenge und Schlichtheit glänzen.
An den Wänden stehen zahlreiche gotische Grabdenkmäler.
Man verlässt die Basilika und gelangt über den Klosterhof in den Konversenbau. Im Obergeschoss (nicht zu besichtigen) die mit 83 m längste, nicht sakrale mittelalterliche Raumschöpfung nördlich der Alpen, heute als Saal für feierliche Anlässe genutzt, im Erdgeschoss das um 1200 erbaute Laienrefektorium, in dem heute 12 historische Weinkelter aufgestellt sind.
Angrenzend an den nördlichen Kreuzgang liegen Klosterküche (heute Vestibül des Speisesaals) und Mönchsrefektorium. Heute finden in dem zwischen 1720 und 1724 „neuen“, reich verzierten Speisesaal Staatsempfänge der Landesregierung statt. Vom ursprünglichen Refektorium existiert nur noch ein romanisches Portal – Schade.
Zum Schluss besucht man die Fraternei (Brüdersaal), später der Cabinetkeller, eine zweischiffige, kreuzrippengewölbte frühgotische Halle aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Aus dem Aufenthalts- und Arbeitsraum der Mönche wurde später der Keller zur Einlagerung besonders wertvoller Weine. Riechen tut es noch danach – kerzenbeleuchtet, muffig und geheimnisvoll.
Wer mag schaut sich noch die Aussenanlagen an, umrundet den Klosterkomplex oder besucht den Klosterladen und die Vinothek des Weinguts Kloster Eberbach.
Wir haben den Besuch mit einem Spaziergang von Kiedrich aus kombiniert unter fachkundiger Führung von Waldkindergartenkind Vanessa (wir mussten dennoch querwaldein zur Klostermauer hinabsteigen) – irgendwie sah heute alles anders aus, meinte sie…
[Grundlage der Hintergrundinformation: Faltblatt Stiftung Kloster Eberbach, Stand Februar 2011]